Schönwettertouren

Tag 4: Trans Germany: Sonthofen – Bregenz

75 km, ca. 1400 hm, 3:21 Stunden, Platz 24

Die Trans Germany geht zu Ende: Am letzten Tag starten wir bei strahlendem  Sonnenschein in Fischen. Nachdem ich mich gestern ja eindeutig von meinem mir vorgesehenen Partner „abgeseilt“ habe, darf ich heute alleine fahren 😉

Oder mit meinen beiden Kolleginnen, die auch im B-Block starten. Ich kann allerdings nur immer wieder sagen:

Mal sehen wie es läuft, ich kann nicht anders,  ich muss mein Tempo fahren

Die Hitze ist bereits im Startbereich deutlich spürbar. Das sind genau die Witterungsverhältnisse, die ich nicht mag! Und vor allem reagiere ich nach dem rapiden Wetterumschwung noch empfindlicher. Ich bin doch eine kleine Mimose. Bereits vor dem Start meint Wolfgang, dass es der Riedbergpass – der einzige richtige Anstieg heute – in sich hat (schluck!).  Ca. 6 Kilometer und 550 hm in praller Sonne, durchschnittlicher Anstieg – laut Roadbook – 9%. Auf der Internetseite www.quaeldich.de (die Portalseite für Rennradfahrer www.quäldich.de ist aus einer Gruppe begeisterter Hobbyradler enstanden, echt eine super Seite für Rennradfahrer mit Online Routenplaner und vielen coolen Infos) ist der Pass wie folgt beschrieben:

Der Riedbergpass ist mit 1420 m Höhe Deutschlands höchst gelegene Passstraße. Zudem dürfte sie mit Steigungen bis zu 16 % auch eine der steilsten sein.

Aha …

Die Sonne mein Feind

Die anderen beiden Mädels verliere ich irgendwann am Fusse des Riedbergs. Als ich den Berg hochpedaliere (wie der Fahrrad-Experte sagt, der Duden kennt das Wort zwar nicht, aber bitte ;-))  werde ich nur überholt. Unter anderem von einigen Fahrerinnen, die bis jetzt immer nach mir ins Ziel gekommen sind. Frustrierend. Aber egal: ich kann bei der Hitze einfach nicht schneller den Berg hoch. Hilft ja nix. Ich fluche zur Abwechslung mal wieder innerlich, weil ich in meiner Flasche Cola habe und kein Wasser, dass

Gipfel Riedbergpass

Gipfel Riedbergpass

ich mir über den Kopf schütten könnte. Das würde schon einiges helfen, aber nein, da habe ich wieder echt mitgedacht.

Übrigens: Auch wenn ich schön öfter mal erwähnt habe, dass ich innerlich fluche … es macht trotz allem Spaß und mir gehts nach jedem Mountainbike-Rennen eigentlich immer gut 😉 Und das Fluchen war ja während der Trans Germany auch meistens auf unfreiwillige kalte Duschen zurückzuführen 😉

Aber genau die hätte ich jetzt wahnsinnig gerne. Tja, mir kann man es auch nicht Recht machen, aber leider habe ich kein Wasser in der Trinkflasche und damit auch keinen kühlen Kopf. Immerhin kann ich so meinen ipod nicht ruinieren. Das habe ich nämlich schon einmal geschafft als ich mir eine Wasserflasche über den Kopf geschüttet habe bei einem Marathon. Fast am Gipfel stehen ein

paar Leute von meinem Team und ich kann mich doch noch mit Wasser versorgen – auch wenn das Gröbste jetzt sowieso vorbei sein dürfte.

Mit Herzblut bei der Sache

Auf den letzten Metern vor dem Gipfel höre ich auf einmal einen kleinen Kampfschrei neben mir. Hä??? Da hat mich doch links dezent noch eine Fahrerin vom XXL-Team – keine Ahnung was das für ein Team ist, habe ich noch nie davon gehört – überholt. Ich muss grinsen. Das erinnert mich schwer an ein Erlebnis von mir während meines ersten Rennradrennens, der Tourtransalp 2008, aber davon ein anderes Mal. Ich bin zwar immer noch etwas geplättet von der Sonne, aber es geht mir schon besser und nach einer 100 Meter Abfahrt geht es noch ein kleines Stück bergauf und ich überhole sie wieder. Das ist bitter, sowas nervt und habe ich selbst schon öfter erlebt. Aber ich finde es cool, wenn jemand wirklich mit Herzblut bei der Sache ist 😉 Ich ticke da sehr ähnlich.

Windschatten, Windschatten, Windschatten

Die Abfahrt ist riesig!! Super cool! Und ich erinnere mich an die Worte am Morgen, als Uli Stanciu die heutige Etappe beschrieben hat: Sucht euch jemand für den Windschatten. So was in der Art ist auf jeden Fall bei mir hängengeblieben. Dann sollte ich das wohl tun. Mehr oder weniger auf der Ebene treffe ich dann eine Gruppe und mein „Hinterrad-Opfer“: ein Fahrer mit Scott Bike in weißer Radhose. Mountainbiker, die bei einem Marathon weiße Hosen tragen, sind sowieso gefährlich 😉

Brunnen in Bregenz

der Ort der Gelentfernung, Fotograf Böhringer

Als wir in der Gruppe so dahinfahren, versuche ich hartnäckig hinter seinem Hinterreifen zu bleiben. Der hat einen schönen gleichmäßigen Tritt, bremst nicht unerwartet und pendelt nicht ständig von links nach rechts oder in die Mitte … Da gibt es ein paar so Kandidaten (2 vogelwilde Spanier und ein ganz dubioser Typ) … da wird mir Angst und Bang und von denen will ich eigentlich eher fliehen. Ich konzentriere mich jetzt einfach auf  „meinem Scott-Hintern“ Das klappt dann auch wirklich gut. Und zwar so gut, dass wir bei Kilometer 40 – also 20 Kilometer später –  viele der Fahrerinnen wieder eingeholt haben, die mich vorher am Berg überholt haben 😉 Jawohlllll, I’m back 😉

Kein Essen für Katja

Bei Kilometer 40 passieren wir dann auch die erste offizielle Verpflegungsstation und ich fahre wie immer durch. Was ich mir allerdings so angewohnt habe: Ich nehme meistens eine Packung Gel zu mir. Das ist eine Angewohnheit, die ich erst seit dieser Rennsaison habe. Letztes Jahr habe ich eigentlich weitestgehend nichts gegessen. In diesem Jahr jetzt habe ich entdeckt, dass Gels während eines Marathons doch ziemliche Energielieferanten sind. Außerdem: es geht schnell, man muss nicht kauen und nimmt einfach nur konzentrierte Energie zu sich.

Prinzipiell ist das mit dem Gel also einen gute Sache. Was die Entsorgung der Verpackung betrifft, bin ich allerdings noch etwas ungeschickt. Wieder zurück in die Trikot-Tasche am Rücken ist ecklig, da habe ich mir schon die eine oder andere Luftpumpe versaut, einfach so in die Gegend schmeißen geht gar nicht, also habe ich mich die letzten Tage immer dafür entschieden die leere Packung unter den Hosensaum am Bein zu stecken. (Falls sich jemand nicht vorstellen kann, wie sowas aussieht liefere ich ein Foto nach ;-). Die letzten Tage war das auch immer eine super Methode. Aber heute ist es unglaublich heiß.  Und es sind leider noch  Gelreste in der Verpackung …

Als ich die Packung also unter die Hose schiebe, blöderweise mit der Öffnung nach unten – läuft das Gel so flüssig wie Wasser an meinem Bein hinab. Wähhh. Das ist ja jetzt eigentlich schon ecklig genug  – mein Bein klebt nämlich total – aber anscheinend sammelt sich ein großer Teil in meiner rechten Kniekehle … was ich erst noch der gleich folgenden Schiebepassage merke und dazu führt, dass ich im Ziel eine aufgeschabte Wunde habe in der Größe eines 1-Euro-Stücks. Was esse ich da eigentlich für ein Zeug? Himmel ist das Zeug aggrassiv. Und das Gefühl erst die restlichen Fahr-Kilometer. Wie wenn ich meine Kniekehlenpartie ständig mit Heißwachs enthaaren würde. Wäh, wäh, wäh! Und von dem Zeug habe ich mich die ganze Woche ernährt … hm … was ist eigentlich so drin? In so einer Packung? Bei Gelegenheit werde ich mir das einmal ansehen …

Na ja: zum Rest der Strecke bleibt nicht mehr viel zu erzählen. Ein Großteil der Fahrer hat sich verfahren und es kommt irgendwann an einem schmalen Weg am Fluss entlang zum totalen Megastau. Es folgt eine absolut nervige Schiebepassage, an der man sich zum Schieben erst einmal anstellen muss.  Die Stimmung ist total angespannt, weil einige der Fahrer, die sich verfahren haben ziemlich aggressiv sind und an den „Schnecken-Fahrern“ vorbei fahren wollen und auf einem schmalen Weg kann das schwierig werden.  Mir ist das alles ziemlich egal. Ich will ankommen und das ohne weiteren Sturz.

Mein persönlicher Erfolg: Nach einem Sturz im letzten Jahr, hatte ich immer noch ein bisschen Schulterprobleme. Jetzt kann ich mein Rad wieder tragen 😉 Nach der Schiebe- und Tragepassage löst sich das Gewurl dann wieder mehr auf. Und die letzten 10 Kilometer geht es dann – relativ eben – nach Bregenz. Ich finde eine Gruppe, in der wir uns teilweise windschattenmäßig abwechseln (zumindest 2,3 Leute aus der Gruppe) Das finde ich cool und dann komme ich endlich nach 3:21 in Bregenz an 😉 Wunderbar!!!

Nase Profilffoto

Die Nase fast schon schorfbefreit

Als erstes: spiele ich mit den Kindern im Brunnen und befreie meine Kniekehle vom widerlich klebrigen Glibber und dann hole ich mir meine wohlverdienten Nudeln, meine wohlverdiente Endmassage (in glühender Sonne) – mehr habe ich wahrscheinlich am Riedbergpass auch nicht geschwitzt – und lasse mich dann von einem Kollegen nach Garmisch shutteln. Da es staut rund um das Zielankunftsgelände und uns das Navi als landschaftliches Highlight über den Fernpass führt, sind wir dort auch fast 3 1/2 Stunden später 😉 Auf der Rückfahrt nach Garmisch sehe ich auch endlich die Zugspitze 😉 Hier sind wir also rumgeradelt. Das sieht echt schön aus 😉

Mein Schlüssresümee

  • Ich bin schon gespannt auf das „Trans Germany Shirt“. Da wir alle nicht bis zur feierlichen Überreichungszeremonie bleiben konnten, schicken die Organisatoren das Shirt nach. Und man erfährt vorher nicht wie es aussieht. Da habe ich auf der Transalp schon modisch fragwürdige Kreationen in Händen gehalten. Aber wenn man sich so ein Shirt im Schweiße seines Angesichts verdient hat, dann zählen keine Äußerlichkeiten 😉
  • Wie gesagt, was etwas schade ist: wir waren durch die Unterbringung im Hotel immer etwas ab vom Schuss / vom Renngeschehen. Normalerweise bekomme ich da wesentlich mehr mit. Zwar auch mehr Schnarcher, aber was solls 😉 Das wird auf der Mountainbike Transalp Challenge hoffentlich anders. Da werden wir schon mal an den Pastapartys teilnehmen.
  • Mein Endresultat: Platz 24. in der Damengesamtwertung mit 14:59.43,3 Stunden und 3:05.40,8 Rückstand auf die Siegerin Elisabeth Brandau.
  • Insgesamt sind 110 Damen, 472 Männer,  374 Master und 100 Senioren ins Ziel gekommen. Ich bin erst einmal zufrieden mit mir und freue mich auf die Transalp in ein paar Wochen.
  • Meiner Nase geht es schon viel besser 😉
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